HISTORIE

Der Arnsberger Stadtteil Bruchhausen besitzt ein historisches Denkmal von unschätzbarem Wert und ein in Westfalen einzigartiges Bauwerk: Die von Sagen und Legenden umwobene Rodentelgenkapelle, einst eine bekannte Wallfahrtskapelle im ganzen Sauerland. Die 1424 erstmals erwähnte Rodentelgenkapelle ist eine der frühen und bedeutsamen Kapellenbauten in Westfalen. Zunächst in massiver Bauweise errichtet, wurde die ehemalige Wallfahrtskapelle nach der Zerstörung durch ein Hochwasser der nahe gelegenen Ruhr 1464 in Fachwerkweise wieder aufgebaut. Wegen des in der Folgezeit zunehmenden Wallfahrtsbetriebes nach Rodentelgen wurde die Kapelle in den Jahren 1659 und 1666 erweitert. Der letzte Anbau – eine kleine Sakristei an der Nordseite – erfolgte im Jahr 1897, als Bruchhausen einen eigenen Vikar bekam und die Kapelle bis 1926 als Gotteshaus für Bruchhausen und bis 1921 auch für Niedereimer diente. Zu dieser Zeit bekam die Kapelle auch ihr heutiges Aussehen mit den angesetzten Stützpfeilern. Die einzelnen Bauabschnitte der fast 600 Jahre Baugeschichte sind heute in der Dachform noch gut sichtbar.

Ein kunsthistorisch bedeutsamer Schatz ist die östliche Fachwerkgiebelwand der Kapelle mit geschnitzten figürlichen Darstellungen der beiden Patroninnen St. Maria Magdalena und Luzia und weiteren Verzierungen im Randwerk. Leider ist diese sehenswerte Schnitzerei für Besucher momentan nicht zugänglich.

Der im Jahr 2009 gegründete Förderverein Rodentelgenkapelle e.V. will die alte Wallfahrtskapelle, an der der Zahn der Zeit kräftig genagt hat, für die Zukunft erhalten und nach der bis Ende 2017 abgeschlossenen vollständigen Restaurierung multifunktional nutzen. Dank der Unterstützung und Förderung durch Bundeskulturmittel, großzügiger Mittel der NRW-Stiftung und der Stiftung Deutscher Denkmalschutz, kirchlicher Mittel und vor allem auch dem erheblichen finanziellen Beitrag und der bisher schon in großem Umfang erbrachten Eigenleistungen des Fördervereins kann nun die denkmalgerechte Sanierung in Angriff genommen werden*). Die Planung und Begleitung der gesamten Bau- und Sanierungsarbeiten liegt beim Architekturbüro Mechthild Clemens und Barbar Maas.

Das multifunktionale Nutzungskonzept sieht vor, dass in der alten Wallfahrtskapelle sowohl kirchliche und religiöse als auch kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden können. Viele dieser Nutzungen, wenn auch unter eingeschränkten baulichen Bedingungen, hat es seit Gründung des Fördervereins schon gegeben: Radfahrwallfahrten, Gottesdienste, Feste, zahlreiche Konzerte und Auftritte des Gesangvereins Bruchhausen oder anderer städtischer Chöre, Filmvorführungen, Lesungen sowie Aufführungen der Rodentelgenschule und der Kolping-Theatergruppe. Nach Abschluss der mehrjährigen Baumaßnahmen können sich alle Besucher über eine komfortablere Aufenthaltsqualität und in den Wintermonaten auch über angenehmere Raumtemperaturen freuen.

Damit geht ein großer Traum des Fördervereins Rodentelgenkapelle in Erfüllung, wenn auch noch viele tatkräftige Helfer für die in Eigenleistung anfallenden Arbeiten und vor allem Sponsoren für die große Aufgabe des Erhalts des alten Kulturdenkmals Rodentelgenkapelle Bruchhausen gewonnen werden müssen.

Die mehrjährige Baumaßnahme lohnt sich, stellten der Referatsleiter Inventarisation und Bauforschung beim LWL in Münster Dr. Michael Huyer und die zuständige Gebietsreferentin Frau Dr. Bettina Heine-Hippler beim Besuch des bundesweiten Arbeitskreises Dachwerk in der Kapelle fest: „Ein historisch und in seiner Einzigartigkeit bedeutsames kirchliches Bauwerk, das es unbedingt für die Zukunft zu erhalten gilt.“